Universität Bonn

Sound Design in digitalen Umwelten

Chorus

Die Zahl ikonisch gewordener Songs ist groß, in denen der oft als breit, warm und atmosphärisch gehörte Klang des Chorus-Effektes zum Erfolg eben jener Songs beigetragen hat. "Come As You Are" (Geffen Records/Sub Pop 1991) von Nirvana, "Every Breath You Take" (A&M Records 1983) und "Walking On The Moon" (A&M Records 1979) von The Police oder "Welcome Home (Sanitorium)" (Electra Records 1986) von Metallica decken das Klang- und Genrespektrum des Chorus-Effektes nur zu einem kleinen Teil ab. Die Liste ist bedeutend länger. Fast die gesamten 1980er-Jahre und frühen 1990er-Jahre hindurch erklingt der schimmernde Effekt durch diverse Genres hindurch und feiert seit den späten 2010er-Jahren wieder ein gelungenes Comeback (international erfolgreiche Bands wie The 1975 oder Welthits wie "Blinding Lights" von The Weeknd sind hierfür exemplarisch).

Der Chorus-Effekt basiert auf dem psychoakustischen Effekt der Schwebung. Neben seiner elektrotechnischen Realisation tritt der Effekt auch gegeneinander leicht verstimmten Klaviersaiten eines Klaviertons oder chörigen Instrumenten wie der Mandoline auf. Entscheidend für das Auftreten von Chorus-Effekt-artigen Schwebungen ist es, dass zwei gleichgestimmte oder im Oktavverhältnis zueinander gestimmten Klangquellen in ihrer Tonhöhe bzw. im Pitch leicht voneinander abweichen. Dieser Effekt kann gezielt eingesetzt werden, um den Klang eines Chores, eine Mehrstimmigkeit zu simulieren, woher der Effekt auch seinen Namen hat.

Elektrotechnisch wird der Effekt wie folgt realisiert: Das Eingangssignal wird dupliziert und im Millisekundenbereich zeitlich durch einen Eimerkettenspeicher verzögert (+/- 15ms). Die zeitliche Verzögerung ist für das menschliche Ohr kaum bis gar nicht hörbar. Nun wird die Verzögerungszeit des zeitlich versetzten Signals abwechselnd, meist periodisch verkürzt oder verlängert. Aufgrund dieser Modulation stauchen und dehnen sich die Wellenlängen, was zu leichten Tonhöhenschwankungen führt. Das gedoppelte und modulierte Signal wird nun dem Originalsignal beigemischt, wodurch sich Schwebungen ergeben, die als Chorus-Effekt bezeichnet werden.

Die elektrotechnische Umsetzung des Chorus-Effektes geht auf die japanische Firma Roland zurück. 1975 brachte die Firma zwei Verstärker, den "JC 60" und "JC 120 Jazz Chorus", heraus, die eigentlich für den Keyboard-Markt gedacht waren, jedoch großen Anklang bei Gitarrist*innen fanden. Der darin verbaute Chorus-Effekt erschien bereits ein Jahr später als eigenständiges Effektpedal – das bis heute legendäre BOSS "CE-1 Chorus Ensemble". Es sind vor allem die Technologien des Eimerkettenspeichers (verantwortlich für die Zeitverzögerung des duplizierten Signals) sowie ein eingebauter LFO (zur Modulation der Verzögerungszeit), die zur technischen Umsetzung des Chorus-Effektes beitragen.

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© Max Alt
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Chorus - Piano

Playlist

  • “Hunting High and Low” – a–ha (Warner Bros. 1985)
  • “Comes As You Are” – Nirvana (DGC 1991)
  • “Enter Sandman” – Metallica (Elektra/Vertigo 1991)
  • “She Way Out” – The 1975 (Interscope 2013)
  • “She’s American” – The 1975 (Dirty Hit 2016)
  • “Apocalypse” – Cigarettes After Sex (PTKF 2017)
  • “Crush” – Cigarettes After Sex (PTKF 2018)
  • “Run” – Joji (88rising/Warner 2020)
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