Universität Bonn

Sound Design in digitalen Umwelten

Plattenhall

Der Plattenhall, auch plate reverb (engl.), ist ein mechanischer Hall. Hierbei wird das trockene, also unbearbeitete Signal auf eine Metallplatte gegeben und an einer anderen Stelle der Platte wieder abgenommen. Beim Plattenhall wirken Körperschall und Partialschwingungen zusammen, die ähnlich zum Hall in Räumen einen natürlichen Halleffekt erzeugen. Das Patent für den Plattenhall wurde 1955 in Deutschland und 1956 in den USA von Walter Kuhl eingereicht. Über einen oder mehrere Kontaktlautsprecher, die das zu verhallende Signal auf die Platte übertragen, gerät die Hallplatte in Schwingung. Über Piezotonabnehmer wird das Signal am anderen Ende der Hallplatte wieder aufgenommen und zurückgeführt (s. Abbildung). Es gibt nur wenige Parameter, die extern, also ohne Veränderung der Materialität oder des Aufbaus der Hallplatte, beeinflussbar sind. Bspw. kann durch eine Dämpfungsplatte die Nachhallzeit mechanisch oder zum Teil auch elektronisch gesteuert werden. Die Dämpfungsplatte berührt die Hallplatte jedoch nicht. Sie engt den Luftraum zwischen Hall- und Dämpfungsplatte ein. Hier gilt: Je geringer der Abstand zwischen den beiden Platten, je kleiner der Luftspalt also, desto kürzer die Nachhallzeit. Durch die Bauart und die Materialität der metallenen Hallplatte gibt es bei dieser Hallart kaum wahrnehmbare Early Reflections (ER) und ein zu vernachlässigendes Pre-Delay. Dem Patent kann man entnehmen, dass zur Manipulation der Hallzeit und des Klangs der Hallfahne neben der Dämpfungsplatte auch ein mit Flüssigkeit gefülltes Becken gedacht war. Das Eintauchen der Ecken oder eines kleinen unteren Teils der Hallplatte führt zu einer Dämpfung, veränderten Klangeigenschaften und einer kürzeren Hallzeit. Je nach Dichte der Flüssigkeit kann auch hier mit dem Klang der Hallplatte experimentiert werden. Die Manipulation des Plattenhall über Flüssigkeiten konnte sich jedoch nicht durchsetzen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Ergebnis des Plattenhalls ein sehr dichter Hall ist, der sich im Mix gut durchsetzen kann. Heutzutage kann nahezu jedes Hall-Plugin auf die Simulation eines Plattenhalls zurückgreifen und hierbei auch in vielen Fällen die ER und das Pre-Delay modifizieren, was wiederum zu unnatürlichen Plattenhall-Effekten führt.

Plattenhall Grafik
© Max Alt
0:00 0:00
Plattenhall

  • Doyle, Peter. Echo and Reverb. Fabricating Space in Popular Music Recording, 1900-1960. Middletown: Wesleyan University Press 2005.
  • Volmar, Axel. "Auditiver Raum aus der Dose: Raumakustik, Tonstudiobau und Hallgeräte im 20. Jahrhundert". In Daniel Gethmann (Hrsg.), Klangmaschinen zwischen Experiment und Medientechnik, Bielefeld: Transcript 2010, S. 153–174.

Wird geladen