Federhall
Der künstliche Hall eines Federhalls, oder auch spring reverb (engl.), entsteht durch eine Kombination aus elektromagnetischer Wandlung und Übertragung, Körperschall sowie Partialschwingungen. Der Name macht bereits deutlich, dass der Hall durch eine schwingende Metallfeder erzeugt wird. Das zu verhallende Signal wird durch einen Geber an die Feder übertragen. Dieser Geber funktioniert ähnlich einem dynamischen Mikrofon. Die Feder ist mit einer beweglichen Spule verbunden, welche wiederum einen Magneten umhüllt (s. Abbildung). Wird das Signal, also Wechselstrom nun an der Spule angelegt, entsteht ein Magnetfeld, welches in Wechselwirkung mit dem Magneten tritt. Daraus resultiert eine Bewegung der Spule und damit auch der Feder. Am anderen Ende der Feder befindet sich der (Ab-)Nehmer, welcher sich baugleich zum Geber verhält. Die Feder schwingt, die Spule bewegt sich, eine Spannung wird induziert und abgegriffen. Daraus resultiert ein künstlicher Nachhall, der einen metallischen, zum Teil scheppernden Klang hat. Durch die Bauart bedingt lassen sich in den meisten Fällen keine klanglichen Justierungen des Federhalls vornehmen. Oftmals lässt sich nur der verhallte Anteil hinzumischen. Bei einigen Modellen lassen sich noch die Nachhallzeit und die Klangfarbe modifizieren. Parameter wie Pre-Delay oder die Möglichkeit zur Bearbeitung der Early Reflections sucht man vergebens.
Die Entwicklung von Hallfedern geht auf die Forschung der Bell Laboratories zurück, die mit der durch die Hallfeder produzierten Zeitverzögerung, die Latenzzeit bei Ferngesprächen für Forschungszwecke simulieren wollten. Ziel war es eigentlich ein singuläres Delay zu erzeugen, also eine exakte Kopie des Originalsignals, das zeitlich verzögert wiedergegeben werden sollte. Der Nachhall der Metallfedern war ein unerwünschter Nebeneffekt. Nachdem sich Laurens Hammond dieser Technologie annahm und sie in den frühen Hammondorgeln verbaute, 1939 dafür ein Patent anmeldete und die Technologie stetig optimierte, erlangte der Federhall erst Anfang der 1960er-Jahre größere Popularität als Leo Fender damit begann, diesen in den "Fender Twin Reverb" Gitarrenverstärker einzubauen. Seitdem ist Federhall zu einem Industriestandard geworden und in einer Vielzahl von Gitarrenverstärkern zu finden. Auch in der Sphäre des Digitalen finden wir Federhall in Form von PlugIns, Impulsantworten und Gitarrenverstärkersimulationen wieder.
- Doyle, Peter. Echo and Reverb. Fabricating Space in Popular Music Recording, 1900-1960. Middletown: Wesleyan University Press 2005.
- Volmar, Axel. "Auditiver Raum aus der Dose: Raumakustik, Tonstudiobau und Hallgeräte im 20. Jahrhundert". In Daniel Gethmann (Hrsg.), Klangmaschinen zwischen Experiment und Medientechnik, Bielefeld: Transcript 2010, S. 153–174.