Digitaler Hall
Neben den schon erwähnten Software PlugIns lassen sich eine Vielzahl von Hardware finden, die auf eine digitale Erzeugung von Hall beruhen und sich bereits in den Recording Studios der späten 1970er- und frühen 1980er-Jahre etablieren konnten. Die frühen digitalen Hallgeräte verwenden alle Algorithmen zur Erzeugung von Raum. Algorithmische Reverb Effekte produzieren eine Vielzahl an Delay-Lines des Eingangssignals, um das Reflexionsverhalten von Räumen zu simulieren. Diese Delay-Lines, die damit also die Early und Late Reflections sowie die Nachhallzeit eines Raumes algorithmisch modellieren, werden je unterschiedlich moduliert und gefiltert.
Nachdem die ersten digitalen Hallgeräte keine bis wenig Erfolge feiern konnten, brachte die Firma EMT im Jahr 1976 die "EMT 250 Electronic Reverberator Unit" auf den Markt. Diese Kooperation mit der kleinen Firma Dynatron konnte durch das (damalige) Science Fiction und Cockpit ähnliche Design und den hervorragenden Sound überzeugen. Während EMT verantwortlich für Wandler, Ein- und Ausgänge wie Stromversorgung zeichnete, lieferte Dynatron den Prozessor. Verantwortlicher bei Dynatron war Dr. Barry Blesser, damals Associate Professor am MIT, der einige Jahre zuvor bereits die Firma Lexicon bei der digitalen Erzeugung von Hall unterstützte. Design und Sound des "EMT 250" sind so ikonisch geworden, das auch heute noch PlugIns mit Impulsantworten des Gerätes arbeiten und USB-Controller mit einem ähnlichen Design angeboten werden. Neben EMT konnten sich in den frühen 1980er-Jahren auch Lexicon, Eventide, Yamaha und Roland auf dem Markt digitaler, algorithmischer Halleffekte etablieren.
- Volmar, Axel. "Auditiver Raum aus der Dose: Raumakustik, Tonstudiobau und Hallgeräte im 20. Jahrhundert". In Daniel Gethmann (Hrsg.), Klangmaschinen zwischen Experiment und Medientechnik, Bielefeld: Transcript 2010, S. 153–174.