Universität Bonn

Sound Design in digitalen Umwelten

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Equalizer

Der Equalizer ist einer der meist benutzten Audioeffekte überhaupt. Nicht nur in der Musikproduktion dienen Equalizer zur Optimierung, Ausbesserung und Veredelung, zur Reparierung, zum Mixing und Mastering oder ganz einfach zur Gestaltung von Klängen, Equalizer finden wir in Autoradios, in Smartphones, Fernsehgeräten, HiFi-Anlagen oder auch in Apps diverser Musikstreamingdienste. Jeder Klang hat ein ihm eigentümliches Frequenzspektrum. Mit einem Equalizer lässt sich dieses Frequenzspektrum über eine Reihe von unterschiedlichen Filtern bearbeiten.

Der parametrische Equalizer

1972 stellt George Massenburg auf der 42. Convention der "Audio Engineering Society" seine Idee der "parametric equalization" vor. Im Vortrag von Massenburg heißt es: "Our final specifications were stringent indeed. The device had to be adaptable to automatic control with the most simple interface. The frequency should be continuously variable, as should the peak and dip amplitude, and the peak shape. The unit should be small enough for a module in an average console, without sacrificing operational performance - the controls should be uncrowded and operationally useful." Wie das Zitat und der Name verraten, lassen sich mit einem parametrischen Equalizer sämtliche Parameter eines oder mehrerer Filter zum Eingriff in das Frequenzspektrum justieren. Diese werden im Folgenden näher erläutert.

  • Frequenz: Wie der Name verrät, lassen sich mit einem parametrischen Equalizer sämtliche Parameter eines oder mehrerer Filter zum Eingriff in das Frequenzspektrum justieren. Diese werden im Folgenden näher erläutert.
  • Gain: Gain wird in der Einheit Dezibel (dB) angegeben und bemisst die Veränderung der Amplitude an der eingestellten (Mitten-)Frequenz. Die Gain-Einstellung kann im positiven Bereich, bspw. für eine Anhebung von +6 dB der eingestellten Frequenz, oder im negativen Bereich, bspw. für eine Absenkung von -4 dB der eingestellten Frequenz, liegen.
  • Filtergüte: Die Filtergüte trägt viele Namen. Manchmal wird sie mit Güte abgekürzt, manchmal als Q-Faktor oder einfach als Q bezeichnet. Die Filtergüte beschreibt die Flankensteilheit eines Filters. Sie gibt damit an, in welchem Maß die um die Mittenfrequenz herumliegenden Frequenzen durch die Filterung beeinflusst werden. Die Filtergüte gibt sozusagen die Bandbreite eines Filters an. Der Q-Faktor wird mit einem Zahlenwert angegeben, der mathematisch betrachtet unendlich sein kann. In Equalizern bewegt sich der Q-Faktor jedoch zwischen 0 und einem niedrigen zweistelligen Wert, der von Bauart und Hersteller abhängig ist. Wichtig: Entgegen einer ersten möglichen Annahme werden große Bandbreiten nicht mit hohen Q-Werten, sondern mit niedrigen Q-Werten angegeben. Dies bedeutet, dass besonders viele Frequenzen um die Mittelfrequenz herum von der Filterung betroffen sind. Demgegenüber werden besonders steile Flanken, spitz zulaufende Filterkurven und damit niedrige Bandbreiten mit hohen Q-Werten angegeben, wodurch gezielt auf einzelne Frequenzen eingewirkt werden kann. Dennoch gilt, dass bei einem Equalizer eine Filterung von einzelnen Frequenzen ohne Beeinflussung der benachbarten Frequenzen nicht möglich ist. Konkret: Eine Filterung von 200 Hz ist nicht möglich ohne auch die Amplitudenwerte von 201 Hz, 199 Hz, 202 Hz, 198 Hz, 203 Hz, 197 Hz, etc. zu verändern.
Parametrischer EQ
© Max Alt

Graphische Equalizer

Graphische Equalizer zeichnen sich durch eine Vielzahl von festgelegten Frequenzbändern aus, die über Schieberegler bearbeitet werden können. Sie gelten als die früheste Form von anwendungsbasierten Stand-Alone-Equalizern und wurden seit den 1930er-Jahren in der Audio- und Post-Produktion im FIlm und in den Kinos zur Optimierung der Raumakustik eingesetzt. Die Mittenfrequenzen und Gütefaktoren sind bei graphsichen Equalizern in den meisten Fällen fest vorgegeben. Bei analogen (aber auch digitalen) graphischen Equalizern findet sich eine Reihe von Schiebereglern, einer pro Frequenzband, über die sich dann der Gain des einzelnen Frequenzbandes einstellen lässt. Die Anzahl der Bänder variiert von Gerät zu Gerät, wobei sich auch hier Standards wie der 31-Band-EQ durchgesetzt haben. Grundsätzlich hat sich das Erscheinungsbild graphischer Equalizer seit ihrem Einsatz in den Kinos der 1930er-Jahre kaum verändert.

Graphischer EQ
© Max Alt

  • Collins, Karen. Studying Sound. A Theory and Practice of Sound Design. Cambridge (MA): The MIT Press 2020.
  • Hodgson, Jay. Understanding Records. A Field Guide to Recording Practice. New York: Continuum 2019.
  • Wilmering, Thomas, u.a. “History of Audio Effects”. In Applied Science 10 (2020), 791.
  • Papenburg, Jens Gerrit. „Enhanced Sound. Filter der Musikproduktion und des Musikhörens“. In Navigationen - Zeitschrift für Medien- und Kulturwissenschaften 20/2 (2020), S. 115–132.
  • Föllmer, Golo. "Die Klangwelt als Filterkette". In Navigationen - Zeitschrift für Medien- und Kulturwissenschaften 20/2 (2020), S. 95–114.
  • Massenburg, George. „Parametric Equalization“. 42nd Convention of Audio Engineering Society 1972.
  • Lundheim, Lars. „On Shannon and ‚Shannon’s Formula‘“. In Telektronikk 98 (2002), S. 20–29.

Playlist

  • “Big Poppa” – The Notorious B.I.G. (Bad Boy Records 1994)
  • “Stan” – Eminem, Dido (Aftermath Entertainment 2000)
  • “Makeba” – Jain (Columbia Records 2015)
  • “Von Party zu Party” – SXTN (JINX Music 2017)
  • “Wow.” – Post Malone (Republic Records 2019)
  • “Kopf in den Wolken” – Julian Adler (Music Hub Entertainment 2022)
  • “Miss You” – southstar (B1 Recordings 2022)
  • “Dans På Bordet” – Ballinciaga, David Mokel (Ballin’ Records 2022)
  • “Geldbaum” – Tarek K.I.Z, Drunken Masters, K.I.Z., Maxim K.I.Z., Nico K.I.Z. (Record Jet 2023)

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