Universität Bonn

Sound Design in digitalen Umwelten

Slapback Echo

Mit der Ankunft deutscher Magnettontechnik in den USA nach dem zweiten Weltkrieg und der Herstellung von Tonbandgeräten durch Ampex und 3M in den 1950er Jahren werden die technischen Bedingungen geschaffen, um Echo als klangliche Dimension der Musikproduktion zu etablieren. Das Slapback Echo ist eine besondere Form des Tape Delay, dessen Klang vor allem mit Elvis Presley und dem verantwortlichen Produzenten Sam Phillips in Verbindung gebracht werden kann. Anders als beim klassischen Tape Delay Verfahren kommen hier zwei Tonbandgeräte zum Einsatz. Für das berühmte Presley Slapback Echo hat Phillips zwei "Ampex 350" Tonbandmaschinen miteinander gekoppelt.

Es ist nicht hundertprozentig klar wie Sam Phillips das Slapback Echo technisch realisiert hat, denn die Quellen lassen unterschiedliche Beschreibungen zu. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat Phillips Elvis Presley mit zwei Mikrofonen aufgenommen und die zwei dabei entstandenen Signale getrennt voneinander weiterbearbeitet (s. Abbildung). Das Signal A ging trocken in das Mischpult, wohingegen Signal B in eine Bandmaschine eingespeist wurde. Aufgrund der Laufzeitdifferenz zwischen Aufnahme- und Wiedergabekopf des Tonbandgeräts entstand so eine zeitliche Verzögerung im Millisekundenbereich. Das verzögerte Signal wurde dann von der Bandmaschine zurück ins Mischpult geleitet und der Produktion beigemischt. Der fertige Mix aus trockener Stimme und Slapback Stimme wurde dann auf der zweiten "Ampex 350" Bandmaschine aufgenommen. Über die Verzögerungszeit herrscht Unklarheit: 25-50 Ms. (Wilmering et al 2020: 10), 50–100 Ms. (Julien 2000: 197), ca. 100 Ms. (Baumgärtel 2016: 122) bis hin zu 70–200 Ms. (Hodgson 2019: 127) und ca. 200 Ms. (Krause 2014: 12; Bielefeldt 2015: 360; Wicke 2017: 65). Klar ist, dass eine Verzögerungszeit von über 200 Ms. bereits in den Bereich des Delay-Effekt geht und nicht mehr mit einem konventionellen Slapback Echo zu vergleichen ist. Ebenso herrscht Einigkeit darüber, dass das Slapback Echo nicht nur für den Elvis Presley Sound prägend war, sondern als Kultsound, als „rockabilly’s sound signature“, in die Geschichte der produzierten Musik einging.

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© Max Alt
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Slapback Delay

Playlist

  • “Mystery Train” – Elvis Presley (RCA Victor 1956)
  • “Have Love Will Travel” – The Sonics (Etiquette 1965)
  • “Around And Around” – The Rolling Stones (London/Decca/ABKCO 1964)
  • “Rock This Town” – Stray Cats (EMI 1982)
  • “Amy” – Green Day (Reprise 2012)
  • “A–Punk” – Vampire Weekend (XL Recordings 2008)
  • “Stop Breaking Down” – The White Stripes (Sympathy for the Record Industry 1999)
  • “Double Talkin’ Baby” – Gene Vincent & His Blue Caps (Capitol 1957)
  • “Too Drunk to Fuck” – Dead Kennedys (Cherry Red 1981)
  • “Her Love Rubbed Off” – Carl Perkins (PNR 1957)
  • “Hey Little Rich Girl” – Amy Winehouse, Ade Omotayo, Zalon Thompson (Universal 2006)
  • Burgess, Richard James. The History of Music Production. Oxford u. New York: Oxford University Press 2014.
  • Doyle, Peter. Echo and Reverb. Fabricating Space in Popular Music Recording, 1900-1960. Middletown: Wesleyan University Press 2005.
  • Hodgson, Jay. Understanding Records. A Field Guide to Recording Practice. New York: Continuum 2019.
  • Urban, Felix, Delay. Diabolisches Spiel mit den Zeitmaschinen. Baden Baden: Tectum 2020.

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