ADT - Automatic Double Tracking
„Automatic Double Tracking“ oder „Artificial Double Tracking“, kurz ADT, ist der Name für einen Tape-Effekt und gleichzeitig eine Aufnahmepraxis, die seit Mitte der 1960er-Jahre zur automatischen Dopplung von Audiosignalen eingesetzt wird. Die oft erzählte Geschichte, die zur Entwicklung des Effektes geführt hat, beginnt in den Abbey Road Studios. Der damalige Tontechniker und spätere Studiomanager Ken Townsend arbeitete im Jahr 1966 gemeinsam mit The Beatles an einer Produktion. So wie viele andere Künstler*innen vor ihm, sang John Lennon seine Gesangsparts gerne doppelt oder dreifach ein, um sie übereinanderzuschichten, was zu einem volleren Klang führt. Allerdings ist diese bis heute gängige Studiopraxis äußerst arbeitsintensiv und verlangt den Sänger*innen viel Konzentration ab, da jede Silbe in Pitch und Dauer so exakt wie möglich sein sollte. Billie Eilish bspw. legt viel Zeit und Aufmerksamkeit in diesen Prozess, um ihrem intimen, harmonisch komplexen Gesang dennoch die gewisse Durchsetzungsfähigkeit zu verleihen. John Lennon, so die Erzählung, war bei der besagten Session im Jahr 1966 nicht sonderlich geduldig und verlangte regelmäßig nach einer technischen Alternative zum manuellen Doppeln des Gesangs.
Den Anforderungen entsprechend entwickelte Townsend einen Aufbau aus zwei Bandmaschinen, eine „Studer J37“ (4-Track) und eine „EMI BTR 2“ (Mono), und dem Transistor-basierten Oszillator „Levell TG150M“ zur manuellen Steuerung der Verzögerungszeit zwischen den beiden Bandmaschinen. Indem Townsend einen der zwei Outputs nutzte, die die Studer-Bandmaschine pro Spur zur Verfügung hatte, konnte er das Audiosignal zur EMI BTR 2 (eine Mono-Bandmaschine) führen. Die Besonderheit war nun, dass beide Audiosignale (Studer: original, BTR: gedoppelt) mithilfe unterschiedlicher Abspielgeschwindigkeiten der beiden Bandmaschinen beinahe synchron zueinander laufen gelassen werden konnten. Den Oszillator setzte Townsend letztlich dafür ein, die Abspielgeschwindigkeit des Bandes der BTR-Tape-Machine im Millisekunden- und Sekundenbereich manuell zu justieren. Die Kopie des Originalsignals wurde in der Regel zwischen 8ms und 12ms verschoben. Der Aufbau des Bandeffektes erlaubt jedoch auch experimentelle Klanggestaltung. Wird eines der Signale bspw. um 180 Grad in der Phase gedreht, so entsteht ein Phaser-Effekt, der über den Oszillator manuell gesteuert werden kann. Auch können die beiden Signale stark links und rechts im Stereofeld platziert werden, um so einen breiten Klang zu erzeugen.
- “Within You Without You” – The Beatles (Parlophone/Capitol 1967)
- “I Am The Walrus” – The Beatles (Parlophone/Capitol 1967)
- “Immigrant Song” – Led Zeppelin (Atlantic 1970)
- “The Song Remains the Same” – Led Zeppelin (Swan Song 1976)
- “More Than a Feeling” – Boston (Epic 1976)
- “Automatic Double-Tracking (A.D.T.) – Samuel Borda (Self Released 2022)